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Von Moses zu Mahaprabhu

Die Offenbarung entfaltet sich

von Sri Srila Bhaktivinoda Thakur

(Auszug aus der Einleitung zum „Sri Krsna Samhita“, veröffentlicht im Jahre 1880 A.D.)

Wenn der Leser sorgfältig nachdenkt, wird er feststellen, dass die spirituelle Wissenschaft sich allmählich aus uralten Zeiten entfaltete und einfacher, klarer und kondensierter wurde. Je mehr die, von Zeit und Umgebung verursachten Unreinheiten beseitigt werden, desto heller leuchten die Schönheiten der spirituellen Wissenschaft vor uns. Diese spirituelle Wissenschaft wurde im Land des Kuschagrases, an den Ufern des Flusses Saraswati in Brahmavarta geboren. Allmählich zu Kräften gekommen, verbrachte diese spirituelle Wissenschaft ihre Kindheit im Badarikaaschram. Ihr Mädchenalter verbrachte sie im Wald von Naimischaranya an den Ufern des Flusses Gomati, und ihre Jugend an den schönen Ufern des Flusses Kaveri in der Provinz Dravida. Die spirituelle Wissenschaft erreichte ihre Reife in Nabadwip, an den Ufern des Ganges, der das Universum reinigt.

Wenn wir die Weltgeschichte studieren, können wir sehen, dass die spirituelle Wissenschaft ihren Höhepunkt in Nabadwip erreichte. Die Höchste Absolute Wahrheit ist das einzige Ziel der Liebe aller Lebewesen. Wenn man Ihn jedoch nicht mit Zuneigung verehrt, kann das Lebewesen Ihn niemals erlangen. Selbst wenn eine Person alle Anziehung zu dieser Welt aufgibt und an den Höchsten Herrn denkt, ist Er noch immer nicht einfach zu erlangen. Er wird allein durch transzendentale geschmackvolle Beziehungen (rasa) bewegt und erreicht. Es gibt fünf Arten von Rasas, Beziehungen: Schanta, Dasya, Sakhya, Vatsalya und Madhura (friedvolle Anhänglichkeit, Dienerschaft, Freundschaft, Elternschaft oder Obhut und eheliche Liebenswürdigkeit).

Die erste dieser transzendentalen geschmackvollen Beziehungen, Schanta-rasa, ist die Stufe, auf der das Lebewesen die Leiden des materiellen Daseins überwindet und sich im Überweltlichen befindet. Dieser Zustand verleiht ein wenig Freude, aber kein Gefühl von Unabhängigkeit. An diesem Punkt ist eine Beziehung zwischen dem Praktizierenden und dem Herrn noch nicht geknüpft.

Dasya-rasa ist die zweite transzendentale Beziehung. Sie enthält alle Bestandteile des Schanta-rasa und zusätzlich Zuneigung. „Der Herr ist mein Meister und ich bin Sein ewiger Diener.“ Diese Art von Verhältnis findet man in Dasya-rasa. Niemand legt besonderen Wert auf irgendeines der besten Dinge dieser Welt, wenn es nicht mit Zuneigung verbunden ist. Deshalb ist Dasya-rasa dem Schanta-rasa in vielerlei Hinsicht überlegen.

Sakhya ist dem Dasya überlegen. Im Dasya-rasa steckt ein Dorn in der Gestalt von Ehrfurcht und Hochachtung, aber das Hauptornament im Sakhya-rasa ist das Gefühl von ebenbürtiger Freundschaft. Der Freund unter den Dienern nimmt den höheren Rang ein. Daran besteht kein Zweifel. Sakhya-rasa beinhaltet all den Reichtum von Schanta und Dasya.

 Es ist leicht verständlich, dass Vatsalya dem Sakhya überlegen ist. Ein Sohn bringt mehr Zuneigung und Freude als jeglicher Freund. Deshalb finden wir im Vatsalya-rasa. Den Reichtum von vier Rasas. Obwohl Vatsalya-rasa diese anderen Rasas übertrifft, erscheint es gegenüber dem Madhura-rasa unbedeutend. Es mag zwischen Vater und Sohn viele Geheimnisse geben, aber zwischen Ehegatten ist das nicht der Fall. Wenn wir daher gründlich hinschauen, werden wir sehen, dass alle oben genannten Rasas im Madhura-rasa ihre Vollkommenheit erreichen.

 Wenn wir durch die Geschichte dieser fünf Rasas gehen, erkennen wir deutlich, dass Schanta-rasa in den frühesten Tagen Indiens zu sehen ist. Als die Seele nach der Durchführung von Opferungen mit materiellen Zutaten nicht zufriedengestellt war, wandten sich alle Transzendentalisten wie Sanaka, Sanatan, Sananda, Sanat-kumara, Narada und Schiva von der materiellen Welt ab, und, im Überweltlichen gefestigt, realisierten sie Schanta-rasa

Viel später deutete sich Dasya-rasa in Hanuman, dem Diener von Sri Ramachandra, ab. Dieses selbe Dasya-rasa dehnte sich allmählich nach dem Nordwesten aus und zeigte sich in einer großen Persönlichkeit mit dem Namen Moses.

 Im Zeitalter des Dvapara wurden Uddhava und Arjuna die befähigten Autoritäten des Sakhya-rasa. Sie predigten dieses Rasa in der ganzen Welt. Allmählich dehnte sich dieses Rasa bis in die arabischen Länder aus und berührte das Herz Mohammeds, dem Kenner von religiösen Prinzipien.

 Vatsalya-rasa zeigte sich in ganz Indien zu unterschiedlichen Zeiten in verschiedenen Gestalten. Eine dieser verschiedenen Formen, das mit Opulenz gemischte Vatsalya, verließ Indien und erschien in einer großen Persönlichkeit namens Jesus Christus, der ein Prediger jüdischer religiöser Prinzipien war.

 Madhura-rasa erstrahlte hell erstmalig in Braj. Es ist sehr selten, dass dieses Rasa die Herzen von bedingten Seelen betritt, weil dieses Rasa dazu neigt, bei qualifizierten, reinen Lebewesen zu verbleiben. Chaitanya Mahaprabhu, der Mond von Nabadwip, predigte dieses vertrauliche Rasa mit der Unterstützung Seiner Nachfolger.

 Bis zum heutigen Tage (1880 A.D., Anmerkung des Übersetzers) hat dieses Rasa die Grenzen Indiens noch nicht überschritten. Vor kurzem hat ein englischer Gelehrter namens Newman etwas über dieses Rasa erfahren und ein Buch darüber geschrieben. Die Menschen in Europa und Amerika wurden von dem, mit Opulenz gemischten Vatsalya-rasa, wie es von Jesus Christus gepredigt wurde, nicht zufriedengestellt. Ich hoffe, dass sie durch die Gnade Gottes in sehr kurzer Zeit davon angetan sein werden, den berauschenden Nektar des Madhura-rasa zu trinken.

 Es wurde deutlich, dass jedes Rasa, das in Indien erscheint, sich schließlich über die westlichen Länder verbreitet. Deshalb wird Madhura-rasa bald in der ganzen Welt gepredigt werden. So wie die Sonne zuerst in Indien aufgeht und ihr Licht allmächlich nach Westen verbreitet, erscheint die Pracht spiritueller Wahrheit zuerst in Indien und dehnt sich dann allmählich auf die westlichen Länder aus.

 

 

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Auf dem Stand vom 10. Januar 2012